Dieses Wochenende mussten wir Abschied nehmen. Irgendwie absehbar, aber trotzdem unerwartet und viel zu schnell haben wir unseren Opa im Erzgebirge verloren. Wie erklärt man so etwas seinen Kindern? Vor allem, wenn die Zwei erst 2½ sind?
Meine Mutter ist bereits 2004 gestorben. Sie hat meine ersten zwei Kinder erleben können. Meine große Tochter, die ihre Oma nicht mehr kennt, hat mich dann mit zehn, elf Jahren mal bewusst nach der Oma gefragt. Wollte gerne mal Bilder sehen und hat gefragt, wie die Oma eigentlich so war. Für die Zwillinge ist die neue Frau meines Vaters die Oma. Ich für meinen Teil überleg aber schon manchmal, was meine Mom wohl zu den Zwillingen gesagt hätte. Oder zu mir heute.
Ich selbst kenne einen meiner zwei Opas auch nicht mehr – er ist gestorben, als ich ein Jahr alt war – und ich weiss eigentlich auch so ziemlich gar nichts über ihn. Das wollen wir natürlich bei den Zwillingen nicht. Sie hatten ja ihren Opa, haben oft mit ihm telefoniert und jedes Mal beim Besuch im Erzgebirge auch mit ihm gespielt und die Hasen gefüttert. Also standen wir jetzt natürlich erst mal vor der Situation, den Umstand an sich zu erklären. Bei unserem letzten Besuch am Krankenbett vor zwei Wochen waren wir spontan ohne Zwillinge ins Erzi gefahren – und ich denke auch, das die Erinnerung, die den Zwillingen bleibt, eine positivere ist, als die, die wir zum Ende hin vielleicht mitnehmen durften. Drei Tage nach unserem Besuch ist der Opa eingeschlafen. Wir konnten uns alle verabschieden – haben uns aber schon gefragt, ob der Opa nicht vielleicht gerne noch die Zwillinge gesehen hätte.
Gut – wir sind gläubig. Wir glauben an ein Leben nach dem Tod. Wir glauben an Gemeinsamkeit mit Gott. Also glauben wir auch, irgendwann den Opa wiedersehen zu können. Aber das bringt den Zwillies ja (jetzt erst mal) nichts. Wie soll man mit der Situation umgehen, wenn sie mal wieder den Opa anrufen wollen? Was ist, wenn wir das nächste Mal (dieses Wochenende stand uns ja noch bevor) ins Erzi fahren und kein Opa ist mehr da? Wir haben uns also überlegt, den Kindern schon davon zu erzählen – das Opa krank war und jetzt (meine Hummel möge mir die Wortwahl nochmals entschuldigen) bei Gott ist und in seiner blauen (Lieblings-)Jogginghose auf einer Wolke sitzt und uns von dort zuschaut. Ja, sehr bildlich und sehr kindlich – aber vielleicht auch einfach kinngerecht. Fragen nach Opa kamen dann zumindest an diesem Wochenende nicht. Haben sie ihn vergessen? War er einfach „nicht da“? Haben sie es verstanden? Wir wissen es nicht.
Aber wir wissen, das wir das Andenken bewahren werden, den Zwillingen sicher immer mal wieder von ihrem Opa erzählen und die Zwei irgendwann auch mal mit ans Grab nehmen – und dann vielleicht noch mal die Geschichte von der Wolke und der Jogginghose rauskramen. Ich denke, ihm hätte das Ding mit der Jogginghose gefallen 😉
In diesem Sinne ..
„Gute Reise, Konne. Einmal seh’n wir uns wieder.“